„Besucher.“ Das Wort lässt mich nicht wieder los. Dass man uns Städter Besucher nennt, blieb als Essenz eines Gespräches, in dem es um etwas ganz anderes ging, in mir haften. Die Dame, die zitiert wurde, ist ein friedlicher Mensch, uns Städtern freundlich gesinnt, soweit ich weiß. Es ist überhaupt nicht anzunehmen, dass das ihre Absicht war, was sie ausgelöst hat in mir: Befremden. Gleichzeitig schäme ich mich für mein Befindlichkeits-irritatiönchen. Allein 51,2 Millionen Menschen befinden sich derzeit auf der Flucht (link) und werden aller Wahrscheinlichkeit nach sehr selten freundlich als Besucher willkommen geheißen. Abgesehen von allem anderen, das sie zu erleiden haben.
Die Häuser am Belower Techentiner Damm sind im 19. Jahrhundert als Häuslereien erbaut worden, um die Bevölkerung zu binden, die scharenweise in Richtung Amerika abhaute. Das ist nur eine von vielen sichtbaren Erinnerungen an Migrationsbewegungen, die sich auch in Below darstellen. Ich werde nachfragen müssen. Wer sind wir für euch? Welche Rolle dürfen wir im Dorf spielen? Was können wir tun? Ich denke, man nennt uns Wohlstandsmigranten. Nicht weil uns die Kohle aus den Taschen quillt, sondern weil unsere Mobilität es uns ermöglicht, dass wir die Lebensqualität, die sich uns in Below bietet, Teil unseres Alltagslebens werden lassen. Und darum wollen wir dazu gehören, ein Teil von Below sein. Und bleiben.
Wer sind wir? Besucher?